Glosse "Klugscheißer": Das IMP-Profil erklärt dem SchwaBo wie ein Einwegspiegel funktioniert.

... und ehrlicherweise geben wir es zu: So ein wenig „klugscheißen“ tun wir ja auch ganz gerne. Nun kam letzte Woche wieder eine Anfrage rein und die Herausforderung war, innerhalb von einem Abend einen Text für den SchwaBo zu verfassen, der möglichst unterhaltsam und verständlich die Frage „Wie funktioniert ein Einwegspiegel?“ beantwortet. An der Lehrerehre gepackt setzten sich Christian Zachrich und Dominik Bernhart abends noch an den Rechner und arbeiteten den folgenden Text aus. Umso größer war die Enttäuschung, dass dieser derart rabiat gekürzt (und die Erklärung in einen ganz anderen Zusammenhang gesetzt) am Samstag dann abgedruckt wurde. Deshalb gibt es für alle, die interessiert, was hinterm Spiegel an der Kassenzone wirklich passiert, den kompletten Text nochmals in voller Länge:

Wer kennt es nicht? Freitag, 18:00 Uhr, vollgeladenes Kassenförderband, monotones Brummeln der Einkaufsmeute und der fragende Blick: „Habe ich wirklich alles eingekauft?“. Zum Glück lächelt in den meisten Discountern das eigene Spiegelbild meist zur Linken zurück und verbreitet gute Laune. Die einen machen ihre Haare schön, die anderen üben Grimassen schneiden und manch einer freut sich zu guter Letzt am Eigenbild. Doch was hat es eigentlich mit diesem Spiegel auf sich und wieso fühlt man sich dann doch beobachtet? Klare Sache, es handelt sich um einen sogenannten „Einwegspiegel“, wie man ihn aus den Verhörräumen diverser Krimis oder aus Spionagefilmen kennt.

Das Prinzip ist an der Kasse das gleiche: In einem abgedunkelten Raum, hinter dem Spiegel sitzt ein Beobachter, der die Kunden analysiert, während man in der Einkaufsschlange selbst nur sein Spiegelbild wahrnimmt. Damit ein Einwegspiegel funktionieren kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst einmal die Beschaffenheit des Spiegels selbst. Hier ist eine Glasplatte mit einer sehr dünnen Metalloxydschicht überzogen. Diese ist so dünn, dass sie einen kleinen Teil des darauf fallenden Lichts hindurch lässt (Fachleute sprechen von „transmittieren“) während sie den größten Teil des Lichtes zurückwirft („reflektiert“). Dieses reflektierte Licht ist das, was von den Menschen in der Kassenschlange als Spiegelbild gesehen wird, während das durchgelassene Licht das Bild für den Beobachter darstellt. Letztlich muss ein solcher Spiegel einen hohen Reflektionsgrad und einen niedrigen Transmissionsgrad aufweisen, um das beste Wirkungsverhältnis zu erreichen.

Wichtig für die Wirkungsweise des Einwegsiegels ist der Helligkeitsunterschied zwischen den beiden Räumen. Im Einkaufsraum (oder im Krimi im Verhörraum) muss es sehr hell sein, damit für das Spiegelbild der Kunden genügend Licht reflektiert werden kann. Im Beobachtungsraum muss es dagegen relativ dunkel sein, damit für die beobachtende Person selbst kein Spiegelbild an der Scheibe entsteht. Die Experten gehen davon aus, dass das optimale Verhältnis der Lichtstärken etwa 1:5 betragen sollte.

Nun wissen wir also, dass die Spiegel an der Discounter-Kassenzone nicht aus ästhetischen oder gar kosmetischen Zwecken dort hängen. Dennoch ist es sicherlich nicht verwerflich, wenn man seinem Spiegelbild das nächste Mal getrost ein Küsschen zuwirft. Ein Betrachter oder eine Betrachterin, freut sich sicherlich darüber.

„Und wer sind nun die Schönsten am Kassenband?“ Das wissen wir leider auch nach diesem „Klugscheißer“-Beitrag nicht und die Autoren gehören zweifellos auch nicht in diese Kategorie. Aber das ist vielleicht auch gar nicht so wichtig, denn für uns kommt der Spaß an den Naturwissenschaften und der damit verbundene Wissensdurst deutlich vor der Sorge um die eigene „Schönheit“.

Christian Zachrich & Dominik Bernhart

 

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