Länger gemeinsam lernen

Erfolgreich lernen in heterogenen Lerngruppen

Unsere bildungspolitische Diskussion wird häufig von zwei Mythen beherrscht, die durch die empirische Bildungsforschung und die schulpraktischen Erfahrungen in anderen Ländern mittlerweile klar widerlegt sind. Dennoch halten sie sich hartnäckig:

  1. Das dreigliedrige Bildungswesen sei erfolgreich, weil die Schüler/innen nach ihren Stärken und Schwächen sortiert sind.
  2. Es gebe den „einen Stand“ in einer Klasse. Dieses Argument begegnet einem beispielsweise, wenn beim Schulübertritt erklärt wird, an der neuen Schule müsse man die Schüler/innen zuerst einmal auf „einen Stand“ bringen. Wir sagen ganz klar: Den „einen Stand“ gab es nie und es wird ihn auch nie geben! Es gab ihn auch zu Zeiten der verbindlichen Grundschulempfehlung nicht.

Hinter beiden Aussagen steckt der Wunsch nach einer homogenen Lerngruppe, in der die Schüler/innen mit möglichst gleichen Voraussetzungen sitzen und die „im Gleichschritt“ alle immer gleich gut das Gleiche lernen. Dass dies noch nie der Fall war, weiß jeder von uns, wenn wir an unsere eigene Schulzeit zurückdenken. Und es ist auch heute noch so.

Wir als Gemeinschaftsschule von 1-10 nehmen die Kinder und Jugendlichen in ihrer Unterschiedlichkeit an und sehen uns täglich in unserer Überzeugung bestätigt, dass wir mit heterogenen Lerngruppen erfolgreich lernen und arbeiten können. Dies beginnt in der Grundschule, in der die Schüler/innen ohnehin alle in einer Klasse lernen und es wird im Sekundarbereich fortgesetzt.

Unsere Gesellschaft besteht aus Menschen mit ganz unterschiedlichsten Eigenschaften, Begabungen und Erfahrungen. Und das ist gut so! Für ein gutes Miteinander ist es wichtig, Unterschiede nicht als Problem, sondern als Chance zu begreifen. Dementsprechend unterstützt unsere Schulart das Miteinander und das gemeinsame Lernen der Kinder. Eine systematische Trennung allein basierend auf dem Leistungsstand am Ende der 4. Klasse können wir nicht befürworten.

Gemeinsames Lernen über die Grundschulzeit hinaus
Das Alleinstellungsmerkmal der Gemeinschaftsschule liegt in der Überzeugung, den Kindern eine längere Entwicklungszeit für ihre eigenen Fähigkeiten und Neigungen zuzugestehen. Statt den Lernenden lediglich vier gemeinsame Jahre in der Grundschule zu gewähren, setzt unsere Schulart auch in der Sekundarstufe auf Lernzuwachs und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit durch gemeinsames Lernen. Gerade auch im Vergleich zur Realschule zeigt sich hier ein konzeptioneller Vorteil der Gemeinschaftsschule: Der Entwicklungsraum in dem auf eine Festlegung der Niveaustufen verzichtet werden muss und in dem die Arbeit auf unterschiedlichen Niveaustufen möglich ist, dauert mindestens bis zum Halbjahr des 8. Schuljahres.

Durch gemeinsames Lernen in heterogenen Gruppen profitieren die Schüler/innen in mehrerlei Hinsicht. Sie erfahren das Lernen als gemeinsamen Prozess und übernehmen Verantwortung. Dabei entdecken sie ihr eigenes Potenzial im Rahmen ihres Leistungsvermögens und profitieren von der Zusammenarbeit.